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Neuseeland – auf zu neuen Ufern!

8.03.2021

Endlich geschafft! Ich hatte die Mittlere Reife in der Tasche. Durchaus nicht nur freudige Schuljahre mit dem Wechsel vom Gymnasium auf die Realschule in der achten Klasse, die ich freiwillig wiederholte, langen endlich hinter mir. Jetzt wollte ich einfach nur los, auf zu neuen Ufern! Selbständig werden, eigene Erfahrungen sammeln, ausprobieren, wie es ist, allein zurecht zu kommen. Ohne meine Eltern, ohne meine Schwester, ohne mein Pferd. Und am besten noch in einer fremden Sprache – also auf ans andere Ende der Welt, nach Neuseeland!


Eigentlich schwebte mir ja eine Ranch in Amerika vor oder in Australien – aber in die USA wollten mich meine Eltern nicht so gern fahren lassen, schließlich war ich gerade erst achtzehn Jahre alt geworden, und als ich erfuhr, dass auf dem fünften Kontinent die giftigsten Tiere dieser Erde leben, entschied ich mich schnell für den Inselstaat im Pazifik. Erleichtert wurde diese Entscheidung durch einen privaten Kontakt zur Direktorin der Sprachenschule in Auckland, der Hauptstadt auf der Nordinsel. Dort konnte ich einen einmonatigen Englisch-Kurs besuchen und fand privat Unterkunft in einer Familie mit zwei Töchtern, die etwas jünger waren als ich. Wie es danach weitergehen sollte, wollte ich vor Ort entscheiden. Mein Freund wollte ein drei Monate später nachkommen.


Gedacht, gesagt, getan: Am 6. Januar 2010 brachten mich meine Eltern und meine Schwester zum Flughafen. Es hatte stark geschneit und so war es sehr aufregend, ob die Maschine nach London starten und ich dort rechtzeitig meinen Anschlussflug nach Los Angeles erreichen würde. Alles klappte. Doch als ich endlich im Flieger nach Auckland saß, wurde mir so richtig bewusst, auf was ich mich da eigentlich eingelassen hatte: Was, wenn mich nach der fast 40-stündigen Reise niemand abholt? Was, wenn die Familie doof ist? – Telefonate nach Hause waren damals noch teuer und deshalb nur einmal pro Woche möglich, Skypen funktionierte nicht immer, da das Internet noch in den Kinderschuhen steckte und ein mobiles Netz mit passenden Apps gab es noch nicht. Zum Glück hatte ich eine nette Sitznachbarin, die mich tröstete, und ich hatte die Stimmen meiner Eltern dabei, die mir Geschichten auf „Band“ gesprochen hatten. Außerdem war das Blättern in dem bunten Buch, das Verwandte und Freunde mir zum Abschied geschenkt hatten, ein großer Trost.


Letztlich ging alles gut und ich hatte ein fantastisches Jahr, in dem ich alle Herausforderungen meisterte! Nach dem ersten Monat bei der Familie in Auckland suchte ich mir eine abgelegene Farm, auf der ich gegen freie Kost und Logis mitarbeiten konnte. Dann organisierte ich mir ein Auto, in dem man auch schlafen konnte, und fuhr damit allein durch die Gegend, bis mein Freund nachkam. Damals hatte ich ja gerade erst meinen Führerschein und ein Jahr begleitetes Fahren hinter mir, und jetzt hieß es gleich einen Van durch den Linksverkehr steuern! Ohne Navi übrigens – und da verstand ich auch, wozu der Schulunterricht doch nützlich gewesen war oder sagen wir – gewesen wäre: Hätte ich zum Beispiel in Geographie besser aufgepasst, hätte ich die Autokarten leichter lesen können.


Rückblickend kann ich heute sagen: In diesem Jahr bin ich erwachsen geworden. Ich musste Entscheidungen treffen und für deren Folgen einstehen, ich musste Verantwortung übernehmen, meine soziale Unsicherheit überwinden und auf wildfremde Menschen zugehen! Dabei ging es nicht nur darum, nach dem Weg zu fragen oder über den Preis für eine Autoreparatur zu verhandeln. Mit dem Chef der Firma, für die wir sechs Wochen in den Weinbergen geschuftet hatten, musste ich um den uns versprochenen Lohn kämpfen oder mitten in der Nacht dem Klinikpersonal erklären, wo ich welche Schmerzen hatte. Dass ich dabei das falsche englische Wort benutzte und die Ärztin in große Ratlosigkeit stürzte, war erst im Nachhinein komisch.

Mein Fazit lautet jedenfalls: Der Aufbruch zu neuen Ufern erfordert Mut, aber lohnt sich ganz bestimmt! Wenn du weißt, was du willst, bereite dich gut vor – und dann braucht es meist nur noch einen kleinen Anstoß! Viele Märchen handeln davon und auch der große Dichter Johann Wolfgang von Goethe schrieb bereits vor über zweihundert Jahren: „Was immer du tun kannst oder erträumst zu können, beginne es. Kühnheit besitzt Genie, Macht und magische Kraft. Beginne es jetzt!“

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